Letzte Worte

Geliebte, wenn mein Geist geschieden,
so weint mir keine Träne nach;
denn, wo ich weile, dort ist Frieden,
dort leuchtet mir ein ew´ger Tag!
Wo aller Erdengram verschwunden,
soll euer Bild mir nicht vergehn,
und Linderung für eure Wunden,
für euern Schmerz will ich entflehn.
Weht nächtlich seine Seraphsflügel
der Friede übers Weltenreich,
so denkt nicht mehr an meinen Hügel,
denn vor den Sternen grüß ich euch!

Aus!

Ob jeder Freude seh ich schweben
den Geier bald, der sie bedroht.
Was ich geliebt, gesucht im Leben,
es ist verloren oder tot.

Fort riss der Tod in seinem Grimme
von meinem Glück die letzte Spur:
Das Menschenherz hat keine Stimme
im finstern Rate der Natur.

Ich will nicht länger töricht haschen
nach trüber Fluten hellem Schaum,
hab aus den Augen mir gewaschen
mit Tränen scharf den letzten Traum.

Der Tod, das ist die kühle Nacht

Der Tod, das ist die kühle Nacht,
das Leben ist der schwüle Tag.
Es dunkelt schon, mich schläfert,
der Tag hat mich müd gemacht.

Über mein Bett erhebt sich ein Baum,
darin singt die junge Nachtigall;
sie singt von lauter Liebe,
ich hör es sogar im Traum.

Wenn alles eben käme,
wie du gewollt es hast,
und Gott dir gar nichts nähme
und gäb dir keine Last.

Wie wär´s da um dein Sterben,
du Menschenkind, bestellt?
Du müsstest fast verderben,
so lieb wär dir die Welt.

Nun fällt – eins nach dem andern –
manch süßes Band dir ab
und heiter kannst du wandern
gen Himmel durch das Grab.

Dein zagen ist gebrochen
und deine Seele hofft,
dies ward schon oft gesprochen,
doch spricht man´s nie zu oft.

Spiel dein Spiel und wehr dich nicht,
lass es still geschehen,
lass vom Winde, der dich bricht,
dich nach Hause wehen.

Aus den Kindertotenliedern

Oft denk ich, sie sind nur ausgegangen,
bald werder sie wieder nach Haus gelangen,
der Tag ist schön, o sei nicht bang,
sie machen nur einen weitern Gang.

Jawohl, sie sind nur ausgegangen
und werden jetzt nach Haus gelangen,
o sei nicht bang, der Tag ist schön,
sie machen den Gang zu jenen Höh´n.

Sie sind uns nur vorausgegangen,
und werden nicht hier nach haus verlangen,
wir holen sie ein auf jenen Höh´n
im Sonnenschein, der tag ist schön.

Die Blätter fallen, fallen wie weit von weit,
als welkten in den Himmeln ferne Gärten;
sie fallen mit verneinender Gebärde.
Und in den Nächten fällt die schwere Erde
aus allen Sternen in die Einsamkeit.
Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.
Und sie dir die andre an: Es ist in allen.
Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen
unendlich sanft in seinen Händen hält.

In Schönheit wandre ich.
Mit Schönheit von mir, so wandre ich.
Mit Schönheit hinter mir, so wandre ich.
Mit Schönheit unter mir, so wandre ich.
Mit Schönheit über mir, so wandre ich.
Schönheit rund um mich her, so wandre ich.
In Schönheit ist es vollendet.

Es ist das Auslöschen der Lampe im Morgenlicht,
nicht das Auslöschen der Sonne.

Blick in den Strom

Sahst du ein Glück verübergehn,
das nie sich wiederfindet,
ist´s gut, in einen Strom zu sehn,
wo alles wogt und schwindet.

O, starre nur hinein, hinein,
du wirst es leichter missen,
was dir, und soll´s dein Liebstes sein,
vom Herzen ward gerissen.

Blick unverwandt hinab zum Fluss,
bis deine Tränen fallen,
und sieh durch ihren warmen Guss
die Flut hinunterwallen.

Hinträumend wird Vergessenheit
des Herzens Wunde schließen;
die Seele sieht mit ihrem Leid
sich selbst vorüberfließen.