Wie sage ich „Lebe wohl“? Was Trauernde wirklich wollen

Der Tod kommt oft unerwartet und plötzlich. Verstirbt ein Mensch aus dem engeren Kreise ist dies ein schwerer Schicksalsschlag für alle Betroffenen. Angehörige des oder der Verstorbenen sind verzweifelt, fühlen sich leer und haben eine schwere Last zu tragen. Eine Last, die vorher nicht vorhanden war. Der Gang zum Bestatter lässt im Normalfall nicht lange auf sich warten. Hat man sich aus den unzähligen Angeboten den Passenden ausgewählt, wird man diversen Dingen konfrontiert. Das Bestattungsunternehmen übernimmt dabei viele Aufgaben die im direkten Zusammenhang mit der Beisetzung stehen.

Doch kommt man um das Erledigen formeller Dinge nicht drum herum. Der Totenschein oder die Sterbeurkunde beim Standesamt sind noch vor dem offiziellen Beauftragen eines Bestatters zu beantragen. Versicherungen, Mitgliedschaften oder laufende Verträge (z.B Mietvertrag oder Handyvertrag) müssen gekündigt werden. Sind die Formalia vom Tisch kann man sich nun zu einem persönlichem Gespräch mit dem Bestatter treffen.

Die verschiedenen Bestattungsformen

Die wichtigste Frage, die gestellt wird, ist die Frage nach der Bestattungsart.

  • Feuer-, Erd-, Baum- bzw. Wald-, See-, Diamant-, oder sogar Weltraumbestattungen stehen zur Auswahl.
  • Soll der Verstorbene in einer Urne oder in einem Sarg beigesetzt werden?
  • Falls ein Sarg gewünscht wird – wie soll dieser aussehen, welches Holz oder Innenausstattung werden gewünscht?
  • Möchte man Blumen, wenn ja welche und wie viele?
  • Soll eine Todesanzeige aufgegeben werden?

Fragen über Fragen, die zweifelsohne wichtig sind und in jedem Fall geklärt werden müssen.

Persönliche Abschiednahme

Doch wie sieht es im tiefsten Inneren des Trauernden aus?
Welche Fragen hat er wirklich?
Was liegt ihm auf dem Herzen?
Was möchte er loswerden, was möchte er der geliebten, verstorbenen Person mit auf den Weg geben?
Ist es die Ausstattung des Sarginneren oder etwa der Blumenstrauß?

Die Antwort ist klar und eindeutig: Es sind persönliche Worte, die ihn beschäftigen – er braucht ein Ventil um seine Gedanken fassen und aussprechen zu können. Kurz: Er möchte persönlich Abschied nehmen.

„Die Trauernden kommen zu mir und sind zunächst überfordert. Der „Papierkram“ ist lästig und sollte nicht im Vordergrund stehen. Wichtig für Hinterbliebene ist vor allem die Möglichkeit, persönlich Abschied nehmen zu können. Ich gehe dabei ganz auf die Wünsche meiner Kunden ein.

Sigmund Pilger, Bestattermeister

Trauernde wollen und müssen reden

Das Bedürfnis sich zu öffnen, sich jemanden anzuvertrauen um über das schlimme Ereignis und vor allem über die Gefühle und Gedanken zu sprechen, wird immer stärker je näher der Tag der Trauerzeremonie rückt. Dieser Vorgang wird mit Trauerbewältigung oder Trauerverarbeitung umschrieben und beginnt bereits am ersten Tag nach dem Ableben eines Menschen. Viele Menschen flüchten in dieser Phase z.B. immer mehr auf Trauerplattformen, sog. online Trauercafés. Dort findet man vor allem Geborgenheit, Zuflucht und Redepartner für die schwierige Zeit nach der Trauerfeier.

Die Trauerrede

Je näher also die Trauerzeremonie rückt, desto mehr höher ist das Verlangen sich zu öffnen. Doch die entscheidende Frage ist: Wie und in welcher Form? Die Trauerfeier ist theoretisch der angemessenste Rahmen. Theoretisch, weil die Umsetzung in der Praxis oft ganz anders aussieht. Welcher Trauernde fühlt sich schon im Stande vor gesammelter Trauergemeinde eine Rede zu halten? Zu groß ist die Angst zu scheitern, zu versagen. Angst davor, die Gefühle könnten einen überwältigen oder mangelndes Selbstvertrauen. Aktiv an der Trauerzeremonie teilzunehmen – das kommt deshalb für die Mehrheit der Betroffenen nicht in Frage.

Trauerredner werden daher beauftragt, im Namen der Angehörigen vor den Anwesenden zu sprechen. Im Vorfeld werden intensive Gespräche geführt, um auf die Wünsche der Trauernden besser eingehen zu können.

  • Wie hat der Mensch gelebt?
  • Was hatte er für Hobbies?
  • Was haben die Personen miteinander erlebt?
  • Wo waren sie im Urlaub?
  • etc…

Aus den Informationen des persönlichen Gesprächs werden dann die Trauerreden erstellt, die am Tag der Trauerfeier vorgetragen werden. HIER finden Sie Hilfe und Tipps, falls Sie eine Trauerrede verfassen wollen.

Ausblick

Der Trend geht klar weg von alten Ritualen und Gegebenheiten, hin zu vielseitigeren und vor allem individuelleren Gestaltung von Trauerfeiern. Würde- und pietätvolle Strukturen sind nach wie vor einzuhalten und wichtig. Jedoch werden keine festen Rahmenbedingungen und Örtlichkeiten mehr vorgegeben. Die Trauerfeier wird immer mehr zum „Event“ in dem neue und individuellere Gestaltungsmöglichkeiten ihren Platz finden. Ob Sitzkreis, gemeinsames Beisammensein in Trauercafés, Zeremonien auf hoher See oder am Korallenriff – Bestattungen und Beisetzungen sollen ganz nach den Wünschen des/der Verstorbenen (durch die Bestattungsvorsorge bereits festgelegt) oder der Angehörigen organisiert und durchgeführt werden.

2 Kommentare zu „Wie sage ich „Lebe wohl“? Was Trauernde wirklich wollen“

  1. Es ist völlig richtig, dass man mehr aus dem Leben des Verstorbenen erzählt. Was bringt mir ein Pfarrer, der seinen Psalm oder das Matthäus-Evangelium vorliest?? Das hat einfach NULL mit dem Menschen zu tun! Meistens sind dann noch die Vortragsredner eher langweilig und wirken fast schon etwas unbeteiligt. Für viele Hinterbliebene ist das ein wichtiger Tag! Da sollte man pietätvoll, würdevoll und vor allem PERSÖNLICH Abschied nehmen können!
    Kann mir auch vorstellen, dass es einen großen Teil zur Trauerbewältigung beiträgt.

    Aber: Der Artikel trifft es auf den Punkt! Mehr davon

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