Das Berufsbild des Seelsorgers hat meist einen religiösen Charakter und Hintergrund. Seelsorger sind Geistliche der jeweiligen Konfession, die im Namen der Kirche sterbebegleitende Aufgaben übernehmen. Sie vermitteln den Glauben und spenden Trost durch Gott und die Bibel. Allgemein: “Der Ausdruck Seelsorge (lateinisch cura animarum) ist eine im Deutschen geschichtlich gewachsene Bezeichnung, die sich aus den Wörtern Seele und Sorge zusammensetzt.
Er bezeichnet die persönliche geistliche Begleitung und Unterstützung eines Menschen insbesondere in Lebenskrisen durch einen entsprechend ausgebildeten Seelsorger, meist einen Geistlichen der jeweiligen Konfession. Methodisch kann die Seelsorge – je nach Konzept – unterschiedlich gestaltet sein; meist handelt es sich um Gespräche unter vier Augen. Der Seelsorger unterliegt dabei der Schweigepflicht oder seiner noch strengeren Variante, dem Beichtgeheimnis. ” Quelle: Wikipedia
Doch ist es das, was bald Sterbende in dieser Phase ihres restlichen Lebens beschäftigt? Diese Menschen wissen, dass es bald für sie zu Ende ist. Der Tod greifbar nahe und unvermeidlich. Was würde Ihnen, lieber Leser, liebe Leserin, durch den Kopf gehen? Stellen Sie sich vor, Sie hätten nur noch ein paar Wochen zu leben:
- Was wünschen und wonach sehen Sie sich?
- Welche Personen hätten Sie gerne an Ihrer Seite?
- Was würden Sie gerne sagen?
- Worüber wollen Sie gerne sprechen?
Sie liegen in ihrem Sterbebett und warten darauf (endlich) erlöst zu werden. Ihr Kopf arbeitet Tag und Nacht. Sie wachen morgens auf und stellen fest, dass Sie noch leben – ein weiterer Tag an dem Sie darüber nachdenken, wie es vielleicht ohne Ihre Krankheit wäre. Haben Sie etwas falsch gemacht? Haben Sie die falschen Entscheidungen getroffen? Warum gerade Sie?
Quälende Gedanken beschäftigen Sie Tag für Tag. Sie fühlen sich allein gelassen – im Stich gelassen. Ihr Leben geht vorüber – Sie sehen aus dem Fenster: ein sonniger Tag. Es ist frühlingshaft warm. Die Vögel singen ihr Lied – der Winter ist vorbei und die Natur erstrahlt in neuem Leben. Die Sonne scheint durch das Geäst des Baumes durch ihr Fenster. Ein paar Strahlen berühren das Fußende ihres Bettes. Eine angenehme Wärme durchdringt ihre Bettdecke. Wie fühlt es sich für Sie an? Das Leben draußen findet ohne Sie statt – teilnahmslos liegen Sie allein im Zimmer des örtlichen Krankenhauses.
In dieser Situation, so ganz allein, braucht man oft nur jemanden zum Reden. Ein vertrauenswürdiger Mensch, der einem einfach nur zuhört. Offene und verständnisvolle Ohren. Zum Glück gibt es professionelle Hilfe: Die zu Beginn erwähnten geistlichen Seelsorger. Doch was, wenn man aus der Kirche ausgetreten ist, oder man an etwas anderes glaubt? Sind Atheisten, Muslime oder Buddhisten von dieser Hilfe ausgeschlossen?
Nein. Ganz und gar nicht! Zwar stehen hinter der Seelsorge weiterhin hauptsächlich die beiden großen Amtskirchen. Das Angebot versteht sich aber – zum Glück vieler Patienten – für jedermann. Viele Priester sehnen ihre Arbeit mehr und mehr als eine Art Dienstleistung, ohne dabei zu missionieren. Einer dieser aufgeschlossenen Menschen ist Christoph Kreitmeir, katholischer Priester und Seelsorger am Klinikum Ingolstadt.
„Wir hören oft auch einfach nur zu und versuchen auf den Menschen direkt einzugehen. Sollte der Patient den Glauben nicht teilen, so sehe ich meine Tätigkeit als professioneller Zuhörer.“
Dementsprechend verzichtet Kreitmeir auch oft auf den typischen weißen Priesterkragen.
„Das was die Menschen in ihrer Notlage brauchen, ist kein Psalm, sondern den Menschen an seiner Seite – undenkbar vor 30 Jahren!“ berichtet Lars Wißmann, sein evangelischer Kollege.
Der Trend gehe hin zur sogenannten „interreligiösen Seelsorge“. Dabei spiele der Glaube des Patienten keine wesentliche Rolle. „Wichtig ist, dass alle mit anpacken“ sagt Wißmann. Dies betrifft die Pfleger, Ärzte und Ehrenamtliche, selbst die Putzfrau und natürlich die Seelsorger. Es müsse auch nicht immer ein langes Gespräch sein. Einfache Fragen nach dem Befinden, eine Wachheit für den ganzen Menschen.
„Doch häufig ist es sinnvoll, die Arbeit als Priester aufzunehmen und diese professionell durchzuführen“, so Kreitmeir. „Schwerkranke wollen oft eine Art Lebensbeichte ablegen, da sie den Wunsch nach Versöhnung mit Familienangehörigen verspüren. So kann man als Priester dann direkt vom Gespräch zum Sakrament der Beichte übergehen.“
Religiösen Patienten hilft es, wenn sie von Schuld losgesprochen und in ihrem Gottvertrauen bestärkt werden.
Seelsorger, ob Laien oder Priester sind in der Palliativmedizin nicht mehr wegzudenken. Sie übernehmen verantwortungsvolle Aufgaben und verfügen über eine außerordentliche Auffassungsgabe. Viele blicken mittlerweile „über den Tellerrand“ hinaus, und sind trotz geistlichen Hintergrund und religiösem Auftrag offen für Gespräche mit schwerkranken Menschen. Ganz gleich ob diese konfessionslos oder andersgläubig sind. Die Arbeit und vor allem die Hilfe stehen im Vordergrund, genauso wie der Mensch. Das gibt Kraft und Hoffnung. Danke!